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Stadtteilzentren, Selbsthilfekontaktstellen und Freiwilligenagenturen sind systemrelevante soziale Infrastrukturen in Berlin!

Gemeinsame Empfehlungen: Paritätischer Wohlfahrtsverband LV Berlin e.V., Verband für sozialkulturelle Arbeit e.V. LV Berlin (VskA), Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. (bagfa) und Verein zur Förderung von Selbsthilfe-Kontaktstellen e. V. (Selko)


Zivilgesellschaftliches Engagement schafft auch in der derzeitigen Situation unter den Herausforderungen von SARS-CoV-2 gesellschaftlichen Zusammenhalt. Zivilgesellschaft trägt entscheidend zum Funktionieren unseres Sozialstaates bei, der durch drohende soziale Isolation, Armut, Krankheit und Unsicherheit infolge von Kontaktbeschränkungen besonders gefragt ist. Stadtteilzentren, Freiwilligenagenturen und Selbsthilfekontaktstellen leisten gemeinsam einen wesentlichen Beitrag, indem sie:


• Individuell in sozialen Notlagen durch ihre Angebote und durch Verweisberatung geholfen haben. Vielseitige Formen der Kooperation mit weiteren Trägern sozialer Arbeit, Einrichtungen, Unternehmen und anderen Projekten im Stadtteil ermöglichen das.
• nachbarschaftliche Hilfe und Selbsthilfe an die aktuellen Herausforderungen in den Nachbarschaften flexibel anpassen. Das ist ihnen möglich, da sie durch den direkten und offenen Zugang zu diversen Zielgruppen Informationsaustausch, Beratung und Vernetzung fördern.
• Zivilgesellschaft durch Koordinierungsstellen für freiwilliges Engagement in Corona-Zeiten in den Bezirken unterstützt haben. Die Koordinierungsstellen haben erfolgreich gearbeitet, da sie auf bereits funktionierende Strukturen der Stadtteilarbeit, des freiwilligen Engagements und der Selbsthilfe vor Ort aufbauen konnten. Sie stärken damit, auch während der andauernden Beschränkungen in Zusammenhang mit SARSCoV-2, gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine offene, demokratische Gesellschaft sowie ein funktionierendes Gemeinwesen nachhaltig.

Die Wirksamkeit von Stadtteilzentren

Stadtteilzentren haben sich in Berlin als gesamtstädtische weltanschaulich und parteipolitisch unabhängige Infrastruktur für Berlinerinnen und Berliner bewährt. Sie sind Initiatoren, Koordinatoren, Raumgeber, Vernetzer und Seismografen in ihrem Sozialraum. Die Struktur der Stadtteilzentren erfüllt wesentliche sozialpolitische Aufgaben wie Partizipation, Integration, Inklusion und soziale Teilhabe, die das soziale Miteinander stabilisieren. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist, die Bedarfe von Bürgerinnen und Bürger flexibel aufzunehmen und einzubinden, diverse Akteure und Strukturen zu vernetzen und so die Identifikation mit und Verantwortung für den Stadtteil zu fördern. In Zusammenarbeit mit Selbsthilfekontaktstellen und Freiwilligenagenturen verstehen sich Stadtteilzentren als nichtkommerzielle Orte, die Selbstorganisation, nachbarschaftliches Zusammenleben, freiwilliges Engagement und demokratische Teilhabe im Sozialraum ermöglichen und unterstützen. Sie sind Anlaufstellen im Stadtteil mit Beratungs-, Lern-, Kultur- und Freizeitangeboten. Sie arbeiten generationen-, bereichs- und themenübergreifend und greifen wesentliche Themen städtischer Lebensrealität auf. Als Orte gelebter Demokratie und Vielfalt tragen sie zur gesellschaftlichen Integration bei, ermöglichen den Austausch gesellschaftlicher Gruppierungen untereinander und
helfen Diskriminierung entgegen zu wirken.

Die Wirksamkeit der Selbsthilfekontaktstellen

Selbsthilfe steht für Selbstbestimmung, gegenseitige Unterstützung bei der Bewältigung von Schwierigkeiten (Krankheit, Alter, Behinderung, seelische oder soziale Konfliktsituationen), für Gesundheitsprävention, für Bereicherung der Lebensqualität, für freiwilliges Engagement und für Erfahrungsaustausch. In Berlin sind die Selbsthilfekontaktstellen die Anlaufstellen zum Thema Selbsthilfe in den Bezirken. Mit ihrer Arbeit wirken sie unterstützend für das Engagement vor Ort: Sie beraten und informieren Interessierte, stellen Räume für Gruppen zur Verfügung und unterstützen die Gruppengründung. Im Bereich der gesundheitlichen Versorgung ist die Selbsthilfe als „vierte Säule“ fest etabliert. Zur Stärkung des Selbsthilfegedankens kooperieren die Selbsthilfekontaktstellen mit Partnern aus unterschiedlichsten Themenbereichen. Denn Selbsthilfe ist als Querschnitt für alle Lebensbereiche relevant. Selbsthilfekontaktstellen sind Teil der Stadtteilzentren oder arbeiten eng mit ihnen zusammen. Der Kontakt zu Einrichtungen der gesundheitlichen Versorgung, Krankenhäuser und Universitäten wird stetig ausgebaut, gemeinsame (Modell-)Projekte werden umgesetzt um den Gedanken der Selbsthilfe auch bereits in der Ausbildung/Studium bei relevanten Berufsgruppen zu verankern.

Die Wirksamkeit der Freiwilligenagenturen

Mit ihrer Arbeit ebnen Freiwilligenagenturen Wege des Miteinanders, die für jedes demokratische Gemeinwesen grundlegend sind. Sie ermöglichen, dass Bürgerinnen und Bürger durch ihr freiwilliges Engagement das kommunale Leben mitverantwortlich gestalten können. Sie sind als weltanschaulich und parteipolitisch unabhängige Kompetenzzentren für das
bürgerschaftliche Engagement in den Berliner Bezirken etabliert. Freiwilligenagenturen informieren, beraten und qualifizieren Menschen, die sich engagieren möchten und vermitteln träger- und sektorenübergreifend (u.a. Soziales, Kultur, Umwelt, Bildung, Demokratieentwicklung) in passende Tätigkeiten, die zu ihren Vorstellungen und Fähigkeiten ebenso passen wie zu Bedarfen vor Ort. Sie beraten und begleiten Organisationen bei der Zusammenarbeit mit Freiwilligen und zeigen Wege auf, wie sich Unternehmen gemeinwohlorientiert einbringen können. Zielgruppenübergreifend und teilhabeorientiert entwickeln sie beispielgebende Engagementprojekte und nehmen gesellschaftliche
Entwicklungen in ihre Arbeit auf: von inklusiven Projekten über das Engagement von und mit Geflüchteten, bis hin zu Koordinierungsstellen in der Corona Hilfe. Enge Kooperationen mit anderen Akteuren in den Bezirken und auf Landesebene sind dabei unerlässlich. Sie sind zuverlässige Partner für Politik und Verwaltung bei der nachhaltigen Stärkung des freiwilligen Engagements. Umfassend vernetzt und eingebunden, geben sie dem bürgerschaftlichen Engagement in seiner Vielfalt einen Ortund eine Stimme.

Wirksamkeit im Fazit
 Der Dreiklang aus Stadtteilzentren, Selbsthilfekontaktstellen und Freiwilligenagenturen bildet eine gemeinsame berlinweite, tragfähige soziale Infrastruktur, die in Krisen flexibel und erfolgreich funktioniert.
 Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Fürsorge und Prävention und der Zivilgesellschaft. Sie ermöglichen aktives, soziales Zusammenleben, freiwilliges Engagement sowie gesellschaftliche Teilhabe in all ihren Facetten.

Unser Aufruf an Sie
Stärken Sie diese ineinandergreifenden und bewährten zivilgesellschaftlichen Strukturen. Diese systemrelevante Infrastruktur sollte gesichert, verstetigt und ausgebaut werden. Wir empfehlen die Stärkung und den Ausbau einer auskömmlichen Förderung der Stadtteilzentren, Selbsthilfekontaktstellen und der Freiwilligenagenturen als parteipolitisch und konfessionell unabhängige Orte und Ansprechpartner für alle Berlinerinnen und Berliner. Das heißt konkret:
 Sicherung und Ausbau der bestehenden landesgeförderten Strukturen sowie die Erarbeitung gesamtstädtischer und sozialraumorientierter Konzepte.
 Förderung von Maßnahmen zur Unterstützung der Inklusion, Teilhabe und Barrierefreiheit.
 Bereitstellung von infrastruktureller Förderung für interkulturelle Öffnung der Angebote.
 Längerfristige Sicherung einer ausreichenden personelle Ausstattung.
 Regelmäßige, nachhaltige und ressortübergreifende Zusammenarbeit der für die Themenbereiche relevanten Verwaltungen mit festen Ansprechpartnern in Landes- und
Bezirksverwaltungen.
 Vernetzung existierender und neuer Förderprogramme, um Parallelstrukturen zu vermeiden.
 Unterstützung fachverbandlicher Leistungen.
 Stärkung von Flexibilität und innovativen Ansätzen hinsichtlich der Ausgestaltung und Vernetzung von Angeboten aller drei Bereiche.

Eine dauerhafte Investition in diese systemrelevanten Organisationen schafft die Basis für eine starke wirksame Kooperation der Akteure gerade in Krisenzeiten!

Ihre Ansprechpartnerinnen
Paritätischer Wohlfahrtsverband LV Berlin e.V., Geschäftsstelle Bezirke
Kontakt: Anne Jeglinski, Leiterin der Geschäftsstelle Bezirke
www.paritaet-berlin.de | Telefon: 030 – 86001 600 | jeglinski@paritaet-berlin.de
Verband für sozial-kulturelle Arbeit e.V. - Landesverband Berlin
Kontakt: Barbara Rehbehn, Geschäftsführerin und Projektleitung
www.stadtteilzentren.de| Telefon: 030 – 861 01 91 | b.rehbehn@vska.de
Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V.
Kontakt: Birgit Weber, Stellvertretende Geschäftsführerin
www.bagfa.de | Telefon: 030 – 74 78 22 97| birgit.weber@bagfa.de
Selko e. V. - Verein zur Förderung von Selbsthilfe-Kontaktstellen e. V.
Kontakt: Ella Wassink, Projektleitung SEKIS / Geschäftsführung Selko e. V.
www.sekis.de | Telefon: 030 890 285 37| wassink@sekis-berlin.de

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